Mittwoch, 9. März 2011

Yap

Seit einer Woche sind wir nun in Yap. Wir sind froh um unsere Unterkunft, weil uns in Hong Kong die Hiobsbotschaft erreichte, dass fuer uns kein Zimmer in Yap gebucht sei und sie im Hotel keinen Platz haetten. Felix schrieb freundlich, aber bestimmt zurueck, wir haetten im letzten August reserviert, zitierte den E-Mail Text, und er sei sicher, sie haetten irgend ein Zimmer fuer uns.
So wars denn auch: die ersten fuenf Naechte waren wir alle in einem Doppelzimmer mit zusaetzlichem Bett. Dazu brauchten wir zum ersten Mal ein Maetteli. Die Kinder schliefen darauf wie Engelchen... Es war schon eng, und wir hatten keine Kueche wie wir eigentlich reserviert hatten. So durften wir dafuer die Kueche des Personals benutzen: outdoor! Und der grosse Vorteil war, dass man so zu Kontakten kam, die man sonst nicht haette.
Livio mit seinem Bewegungsdrang war sehr eingeschraenkt - er durfte nichts. Und wir waren so gleich geschaltet: alle liegen, alle essen (aus einem Teller), alle schlafen... Die Zimmer waren so knapp wegen dem zweitaegigen Nationalfeiertag, dem Yap Day.

Der Yap Day war schon ein Ereigniss: Alle waren traditionell gekleidet. Die Maenner im thus (Huefttuch), die Frauen im Bastrock und mit Halsketten. Sie machten Wettkaempfe im Palmenklettern oder Palmflechten. Sie fuehrten Taenze auf und waren interessiert, uns ihre Kultur zu zeigen. Es hatte Verpflegungsstaende, die ganz vertrauenswuerdig waren (viele Kokosnuesse). Und Felix konnte hemmungslos fotografieren...



Auch am zweiten Tag waren wir dort. Viele Touristen hatte nur den ersten Tag interessiert. Es war ein bisschen im kleineren Rahmen, und als sie dann ein Theater in der Landessprache auffuehrten (die Einheimischen kugelten sich vor Lachen), wurde es den Kindern langweilig. Flurin beobachtete Frauen, wie sie aus Palmblaettern verschiedene Dinge flochten und machte es ihnen nach.
Dies wiederum beobachtete ein alter Mann, der sich dann kurzerhand zu den Buben setzte und sie traditionell zu schmuecken begann: Palmwedel an Handgelenk, Oberarm, Fessel, Hals, Kopf. Und weil ein echter Mann eine Tasche braucht, hat die eine Frau zwei Taschen geflochten.


Die echten Maenner verstauen dort ihre Bettelnuesse, dazu Zitronen (in Pulverform oder als Konzentrat oder als Saft) und die Pfefferblaetter, mit denen sie die Bettelnuesse einwickeln, welche sie danach kauen.
Langsam rueckten wir ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Einheimischen:



Jede Frau hatte noch eine Idee, was sie auch noch flechten koennte: ein Ball, ein Voegelchen, einen Kopfschmuck-Stern und zu guter letzt kam der alte Mann von irgendwoher noch mit einem Lendentuch, das er ihnen umwickelte. Nun waren auch die Touristen auf uns aufmerksam geworden, und die Kinder waren ploetzlich beliebtestes Fotomotiv.Fuer die Japaner mussten sie noch einzeln posieren...





Nach dem Yapday war unser Hotel schlagartig leer (und weil es sowieso nur zwei Fluege pro Woche hat, faellt es umso mehr auf). Wir durften in unser reserviertes Zimmer. Also eigentlich ist es eine zweieinhalb Zimmer Wohnung. Wir haben schoen Platz, eine Kueche (was aber fast ein bisschen schade ist), Livio kann sich bewegen und wir haben uns wohnlich eingerichtet.

Ins Zentrum vom Hauptort Colonia sind es eineinhalb Kilometer. Dies laufen wir sicher einmal, manchmal zwei Mal am Tag. Jeden Tag kaufen wir dort ein oder wir starten von dort einen Ausflug, den uns der Mann am Info-Stand empfiehlt. Manchmal fahren wir mit dem Taxi und laufen dann zurueck, manchmal machen wir der Nase nach einen kleinen Rundgang. Es hat wunderschoene, intakte Steinwege, die erahnen lassen, wie hochentwickelt die Kultur war, als es noch sehr viel mehr Menschen hatte. Livio ist wahnsinnig sportlich. Er rennt am Abend auch dann noch, wenn wir wirklich grosse Touren gemacht haben. Damit Flurin rennt braucht es schon einen speziellen Anreiz in Form von Flipflop oder eines Lollis!

Viele im Fuehrer beschriebenen Sehenswuerdigkeiten gibt es so nicht mehr. Sie haben viele Taifune (zuletzt 1996, 2004), und alles immer wieder aufzubauen braucht eine spezielle Motivation. Die Touristen hier sind oft nicht an Kultur und Tradition interessiert, die meisten sind Taucher und bleiben in ihren Resorts. Es hat sehr wenig Touristen, die Leute hier meinen, auch wegen der Wirtschaftskrise und weil die Amerikaner nach 9/11 viele Reglementierungen vorgenommen haben. Und so bauen sie halt schoene Strandanlagen nicht mehr auf. In vielen Doerfern muss man auch keine Gebuehr mehr bezahlen um spazieren zu koennen.


Fuer zwei Tage haben wir ein Auto gemietet. Sie importieren Autos vor allem aus Japan, also rechts gesteuert. Sie fahren auf den Strassen aber rechts! Das ist ziemlich irritierend - obwohl - meistens faehrt
man einfach dort, wo die Strasse gut ist. Die schnellste erlaubte Geschwindigkeit auf der Insel ist 25 MPH , aber das kann man ohnehin nicht kontollieren, weil der Tacho km/h angibt (falls er funktioniert). Angegurtet ist niemand, weder vorne noch hinten, Kinder duerfen ueberall sitzen (das hat unseren wohl am besten gefallen). Alle fahren sehr langsam, vor allem an den Fussgaengern vorbei ist es hoeflich, langsam zu fahren.

Die Leute sind sehr freundlich. Vor etwa 10 Jahren war ihr Motto "Es gibt keine Touristen, nur neue Freunde zum kennen lernen". Das ist ja aber nicht etwas, was man den Leuten aufzwingen kann. Ein Mann hat uns gesagt, wir sollen sehr aufpassen auf dem Weg, es sei sehr rutschig. Und er meinte, wir brauchten einen Schirm. Wir haben dankend abgelehnt und dann ist uns der Mann extrem weit nachgekommen mit zwei Schirmen. (Und er hatte recht, ich war froh darum!!!) Als wir ihm die Schirme zurueck gebracht haben, bekamen wir noch Kokosnuesse. Das ist etwas, was uns haufig angeboten wird. Manchmal holen sie extra eine fuer uns vom Baum herunter.
Natuerlich ist auch hier die haeufigste Frage, ob Livio und Flurin Zwillinge seines? Dann mal woher wir seien? Und je laenger wir hier sind, fragen uns die Leute, warum wir so lange hier sind. Gestern hat jemand sogar gemeint, wir seien zum missionieren hier!!! Ueberhaupt sehen wir alle Leute, die wir kennen gelernt haben immer wieder. Na ja, bei 6000 Einwohnern ist das halt so. Gegen Ende unseres Aufenthaltes wissen wir manchmal gar nicht mehr, ob die Leute uns winken, weil sie uns kennen oder weil sie uns noch nie gesehen haben.

Wir haben viel Zeit hier. Das ist gut, die Seele hat Zeit, mitzukommen. Und wir alle fuehlen uns mehr und mehr heimisch. Wir spielen viel mit dem Ball und Tieruno, und im Fernseher schauen wir immer wieder "Tom und Jerry" oder leihen uns schon mal eine DVD aus. (Das scheint hier sehr verbreitet). Wir kochen Teigwaren und Tomatensauce, mal auch Gemuesemischungen. Es gibt ein gutes Apfelmus. Sonst gibt es hier nicht viel Auswahl. Alles wird importiert. Vieles ist in der Buechse. Auch Fisch. Dazu essen sie hauptsaechlich Reis. Frische Fruechte hat jeder im Garten, das wird kaum verkauft. So greifen wir auch mal auf eine teure Fertigpizza zurueck. Und weil das Brot suess und weich ist, gibts manchmal Kellogs-Flocken (wobei das kein Vergleich ist zu dem was Kellogs fuer unser Land produziert). Milchprodukte gibts nicht (nur "echte" Milch - das ist so angeschrieben - und Cheddar Cheese).
Wir vermissen Brot und Joghurt. Und vielleicht noch Butter und Reibkaese. Salat gibts im Restaurant, wo wir zu unserer Abwechlsung schon alle zwei Tage hingehen.

An Vieles gewoehnt man sich erstaunlich schnell. Wir haben in der Kueche ein Riesenmesser, eine Gabel und sieben Loeffel. Irgendwie schafft man so auch Spaghetti! Kein Bruenneli hat einen Stoepsel - da macht man die Handwaesche halt in der Pfanne, das Wasser kocht ja dann eh wieder, bevor mans braucht. Wir haben nur ein Topflappen, da muss halt das Frottetuch aus dem Bad her. Die Rostflecken am Kuehlschrank, die Loecher im Frottetuch, die Loecher in der Matratze, so dass dauernd etwas unten raus haengt, die sehr abgenutzten Sofakissen - das alles faellt schon gar nicht mehr auf. Nur die Kakerlake, die zur selben Zeit duschen wollte wie ich, an die wuerde ich mich wohl nicht gewoehnen...

Ein typisches Menshouse. Sie stehen direkt am Meer, gut sichtbar fuer heranfahrende Schiffe. Dort musste man sich zuerst hinbegeben, wenn man zum Dorf wollte. Menshouses sind auf den "Aeusseren Inseln", die zu Yap gehoeren noch ueblich. Die unverheirateten Maenner uebernachten dort.

Eine Stone Money Bank. Hier wurde das Steingeld aufbewahrt. Es war frueher tatsaechlich Zahlungsmittel und ist heute noch Prestige. Je imposanter der Stein und je gefaherlicher der Transport in den Holzkanus umso mehr Wert hat der Stone Money. Am YapDay haben sie gezeigt, wie die Steine transportiert wurden. (Siehe weiter oben.)

Begegnung nachdem wir uns beinahe verlaufen haben und es ploetzlich einen heftigen Regenguss gab.

Noch zwei Tage sind wir hier. Morgen gibts einen Markt von Einheimischen, die ihre Produkte verkaufen. Langsam werden wir uns auch hier von den Leuten verabschieden, denen wir nochmals begegnen. Wir werden zwei Tage in Guam, zwei Tage in Hongkong sein, danach fliegen wir nach Brisbane.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen